„….gib einem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund´´

 

Als mein Mann 2018 einen Schlaganfall erlitten hat und ab sofort Frührentner wurde, war uns klar, dass der tierische Nachwuchs vorgezogen werden muss. So wäre mein Mann zu Hause nicht alleine und hätte eine Aufgabe, während ich auf der Arbeit bin.

 

Nach mehreren Besuchen im Tierheim Solingen im Februar 2019, haben wir einen 4 Monate alte Welpen namens Titus - deutscher Schäferhund- Podenco Mix - mit nach Hause genommen. Es sollte ein Familienhund sein, wegen unserer Enkelkindern und meiner Mutter. Die Euphorie war groß!

Alle wollten Titus kennenlernen, die Familie, die Nachbarn und alle Freunde. Nur Titus mochte es nicht, er hatte immer Angst, hat gezittert und sich in die Ecke verkrochen.

Zur uns, den Enkelkindern und meiner Mutter hat er ziemlich schnell Vertrauen aufgebaut.

Von Anfang an wollte er nicht richtig fressen und trinken und ab und zu hatte er Durchfall. Zur Freude meines Mannes wurde unser Speiseplan dann dem Hund angepasst, mit viel Fisch und frischem Fleisch in Bioqualität.

 

 

 

Auch wollte er nicht wachsen und als es mit der Erziehung zu Hause dann auch nicht so richtig klappte, haben wir Titus in einer Hundeschule angemeldet. Wir waren jeden Samstag am Übungsplatz, wenn Titus keinen Durchfall hatte. Keine Konzentration, null Aufmerksamkeit und er war auch sehr ängstlich. Einzelstunden haben leider auch nichts gebracht.  Na ja halt ein Hund aus dem Tierschutz, man wusste nicht, was er alles erlebt hat (so dachten wir).

 

Manchmal dachte ich auch, dass ihm die deutsche Sprache akustisch fremd wäre. Wir haben drei Kinder anständig groß gezogen, da werden wir doch auch mit der Fellnase klarkommen! Auto fahren mochte Titus sehr! Bis heute ist es überhaupt kein Problem.  Mit ca. 7 Monate konnte Titus nur das Kommando „SITZ“ und dies auch nur mit Leckerlis und Handzeichen ausführen.

 

Mittlerweile waren wir auch Stammpatient beim Tierarzt. Immer wieder wegen Durchfall und Erbrechen. Nach Antibiotika, Spritze

und Infusion ging es ihm nach 3-4 Wochen besser. Ich sollte auch nicht mehr für Titus kochen, sondern Hundefutter geben.

Als er ein Jahr war, haben wir ihn impfen und mit 14 Monaten kastrieren lassen, mit der Hoffnung auf bessere Führung.

Mit der Führung wurde es etwas besser, aber der Durchfall blieb und er hat oft bei Angst gezittert.

 

Anfang Oktober  2020 - kurz vor seinem zweiten Geburtstag – bekam er blutigen Durchfall, erbrach Blut und die  Nierenwerte waren schlecht. Der behandelnde Tierarzt meinte, Titus wäre noch zu jung um zu sterben. Er gab ihm Infusion und Spritze und wir sollten abwarten. Seit 3 Tagen hatte Titus nichts gefressen und nicht getrunken. Als am 3. Oktober der Herzschlag schwach und der Puls kaum messbar war und wir den behandelnden Tierarzt nicht erreichen konnten, sind wir mit Titus direkt zur Notaufnahme in die nah gelegene Tierklinik gefahren. Eine junge Ärztin hat sich sofort um uns gekümmert und Ultraschall gemacht. Sie konnte ihm kaum Blut abnehmen, da das Blut so dickflüssig wie Honig war.

 

Eine halbe Stunde später hatten wir die Verdachtsdiagnose Morbus Addison.

Um den ACTH-Test durchführen zu können, hat sie die Unterlagen vom behandelnden Tierarzt angefordert.

Titus musste stationär aufgenommen werden und ich habe die ganze Nacht im Internet verbracht. Jeden Tag hat mich die junge Ärztin angerufen und über den Zustand unseres Titus berichtet. Am 5. Oktober - einen Tag vor Titus 2em Geburtstag - hat sie die Diagnose Morbus Addison bestätigt. Nach 6 Tagen konnten wir Titus aus der Klinik abholen, er hatte einen kahlen Bauch, abrasierte Stellen an allen 4 Läufern, von

22 kg auf 17 kg runter, wir um 4.000 € leichter und mit einer ganzen Seite Medikationsplan.

 

Nach 10 Tage war die nächste Blutabnahme und Zycortal Spritze. Titus ging es von Tag zu Tag besser. Nach 2 Wochen konnten wir mit ihm längere Runden gehen. Unser Titus hat sich zu einem sehr gehorsamen, schlauen und aufmerksamen Hund entwickelt. Er ist nicht so groß wie ein Schäferhund oder ein Podenco, er ist ja schließlich ein Familienhund. Er ist auch nicht mehr ängstlich, eher zurückhaltend und vorsichtig.

 

 

Heute, fast ein Jahr nach der Addisonkrise, kein Durchfall und Erbrechen mehr und auch das Fell ist schön nachgewachsen.

 

Dank der Selbsthilfegruppe und einer neuen Tierärztin haben wir die Dosis des Cortisons von 15 mg auf 1,5 mg reduziert und das Zycortal von

1,20 ml auf 0,48 ml.

 

Wir sind noch in der Einstellungsphase, aber sehr zuversichtlich, dass wir bald die Erhaltungsdosis erreichen.

 

Liebe Grüße an alle Addisonhunde und deren Besitzer.

 

Das letzte Kind hat ein Fell ….

Margarete Buchheister und Titus