Kimani`s Krankengeschichte, oder der Irrweg über die Allergie bis zur endgültigen Diagnose subklinischer Morbus Addison

 

Vorgeschichte:
Kimani ,Rhodesian Ridgeback, wurde im Mai 2007 geboren. Sie war ein gesunder Welpe. Mit 14 Monaten wurde sie das erste Mal läufig und 1 Jahr später, also mit 26 Monaten das zweite Mal läufig.

Zwischen den Läufigkeiten zeigte sie schon leichte allergische Reaktionen und Verhaltensveränderungen. Während der 2. Läufigkeit bekam sie eine Pyometra und musste Notoperiert werden. Bei der OP wurde folgendes festgestellt….verzystete Eierstöcke, Endometriose und einer anschließenden toxischen Reaktion.

Bei Kimani war ziemlich schnell klar, dass sie auf Getreide und Rindfleisch
reagiert. Sie reagierte meist mit offenen Pfoten, bedingt durch das Lecken, sowie mit anschwellen der Schleimhäute oder mit Beulenpest am gesamten Kopf und Hals. Manchmal kamen auch Ohrenentzündungen hinzu.

Daraufhin wurde in der Tierklinik Oldenburg, bei Fr. Dr. Reitemeyer, im September 2011 ein Allergietest durchgeführt. Beim Allergietest kam heraus, dass sie neben den oben genannten Allergien noch auf sämtliche Milben, Flohbisse, Gräser etc. allergisch reagiert. Die Tierärztin und ich haben dann entschlossen, sie Desensibilisieren zu lassen. Sie wurde anfangs alle 2 Wochen von mir gespritzt.
Ein Besserung trat leider nicht, wie gewünscht, ein.
Kimani zeigte vermehrtes Pfoten lecken, scharren mit den Pfoten auf rauhen Untergründen, Übersprung, etc.
Mitte Dezember 2011, als der Zustand von Kimani sich nicht besserte, habe ich dann mit Hilfe einer Ernährungsberaterin eine Ausschlussdiät, mit Pferd und Kartoffel, angefangen.
Zuerst besserte sich der Zustand ein leicht wenig, sie nahm aber ab, was Hunde bei solchen Ausschlussdiäten öfter haben. Ich habe dann zusätzlich Pferdefett dem Futter zugefügt und ihr Gewicht normalisierte sich wieder.
Laufend haben wir Rückfälle gehabt, weil sie irgendein Leckerchen oder anderes zu sich genommen hat.
Ich habe dann im März 2012 eine THP zu Rate gezogen, die mir dann verschiedenste Homöopathische Mittel für Kimani gab. Jetzt wurde Kimani wieder munterer und spielte manchmal auch.
Jede Zugabe von anderen Sachen wie z.B. Karotte verschlechterte aber sofort Kimani´s allgemein befinden.

Anfang Juni 2012 verschlechterte sich Kimani´s Allgemeinzustand , ständiges Pfoten lecken, sie zeigte viel Übersprungshandlungen, hatte Zittern (als sei ihr kalt), sie benahm sich wie ein alter Hund, trottete teilnahmslos neben mir her und der Muskelabbau war erschreckend.
Sie nahm auch stetig ab und wog zum Schluss nur noch 26KG, obwohl sie teilweise die doppelte Menge an Futter zu sich nahm. Ich erzählte in den kommenden Wochen immer, dass Kimani mir an der Leine verhungern würde.
Auf eine erneute Zugabe von einem anderen Futterzusatz reagierte sie so stark, dass ich ihr am 16.06.und 18.06. eine Initialdosis (50mg Prednisolon) geben musste.
Damit begann alles und ich bin froh und dankbar, dass meine Freundin Sylvia Tierärztin ist, Christl (Ernährungsberaterin) für mich immer erreichbar war und ich in Fr. Dr. Reitemeyer eine Tierärztin gefunden habe, die quer denkt.

Der Weg bis zur Diagnose:

Am 22.06. ging ich Vormittags mit Freunden und deren Hunde spazieren. Kimani war wie die Tage zuvor relativ teilnahmslos, spielte nicht. Es war kein heißer Tag. Wir sind nicht weit gelaufen ca. 1,5 km als ich mich nach meinem Hund umdrehte. Ich hatte auf einmal ein komisches Gefühl. Ich drehte mich um, als ich bemerkte, dass Kimani sehr abwesend war, plötzlich anfing zu torkeln/taumeln und dann in meinen Armen zusammenbrach. Meine Bekannte (Intensivkrankenschwester) und ich haben sofort Kimani´s Vitalfunktionen überprüft. Die Schleimhäute waren grau, die Zunge Leichenblass, Augen trüb und die kapillare Rückfüllzeit war nicht messbar. Diese Situation hat gefühlte Stunden gedauert, ich denke mal so 5 Minuten. Sehr langsam kam Kimani zu sich. Es dauert lange bis sie wieder aufstand. Die andere Bekannte ist in der Zwischenzeit vor gerannt um das Auto zu holen, mit dem sie so nah wie möglich an die Unglücksstelle heranfuhr. Ich habe Kimani, soweit es meine Kräfte zuließen, getragen. Das fiel mir aber schwer, da ich auf Grund meiner eigenen Krankheit nicht mehr wie 5-10 Kilo tragen darf. In der Zwischenzeit hatte ich auch schon meine Tierärztin informiert, dass ich in den nächsten 30 Minuten kommen werde. Kurze Zeit später kamen wir in der Praxis an. Ich blieb mit Kimani draußen. Sie legte sich sofort auf meine Jacke, dabei zeigte sie eine komische Atemweise. Beim einatmen hob sich ihr Brustkorb in mehreren Schritten so ca. 3-4 mal. Das Ausatmen war völlig normal. Während der kurzen Wartezeit, schrieb ich noch eine SMS an Sylvia (TA), die in der Schweiz arbeitet. Im Behandlungsraum erzählte ich meiner TÄ alles was passiert war, genauso wie ich es hier beschrieb.
Sie hörte kurz das Herz ab, nahm Blut für ein kleines Blutbild ab und zog zwei Spritzen(Antihistamin und Kortison) auf, die sie mit den Worten, dass sei eine allergische Reaktion, injizierte.
Das war es für meine Tierärztin!

5 Minuten später war ich zu Hause und rief sofort meine Freundin an, die sich zwischenzeitlich schon per SMS bei mir gemeldet hat. Ihr erzählte ich dasselbe und sie erklärte mir eindringlich sofort die nächste Tierklinik aufzusuchen. Daraufhin fuhr ich nach Oldenburg in die Tierklinik. Dort wurde Kimani´s Situation ganz anders wahr und ernst genommen.
Die Diensthabende Ärztin untersuchte Kimani und ordnete ein Thoraxröntgen an und danach wurde ein EKG geschrieben. Beide Untersuchungen stellten minimale Veränderungen dar, die die Ärztin der zuständigen Internisten per Telefon mitteilte und diese uns dann riet am kommenden Montag ein Herzultraschall durchführen zu lassen. Daraufhin fuhr ich mit Kimani am 26.06.2012 also 3 Tage später, erneut nach Oldenburg. Das Herzultraschall wies keine Veränderung auf.
Die zuständige Internistin ließ sich erneut alles von mir erklären. Sie wollte eine bestimmte Blutuntersuchung bei Kimani vornehmen, was sie auch tat. Da dieses Blutbild unauffällig war und wir das Herz ausschließen konnten, meinte sie wir sollten noch zusätzlich Anaplasmose, Borreliose, Leishmaniose, Dirofilarien und ein Schilddrüsenprofil machen lassen.
Sofort wurde dieses veranlasst. Alle Ergebnisse waren negativ und die Schildrüse arbeitet hevorragend.
Als ich am Abend meiner Freundin Sylvia davon erzählte, kam zum ersten Mal der Verdacht auf, Kimani könne Morbus Addison haben. Meine Freundin bat mich am nächsten Tag erneut mit der Internistin zu telefonieren und zu fragen, welchen Verdacht sie habe, bzgl. dieser einen Blutuntersuchung.

Auch die Internistin äußerte den Verdacht auf Morbus Addison, welcher aber nicht bestätigt werden könne, da Kimani keine Kalium-Natriumverschiebung habe. Es gäbe aber ein subklinische Form von Morbus Addison, was aber sehr selten ist ca. 5-10% aller Addisonhunde haben diese.
Wir entschlossen uns am 04.07.2012 einen sogenannten ACTH-Stimulationstest vornehmen zu lassen. Wir mussten so lange warten, damit sämtliche Kortikoide die sie vorher bekommen hatte, aus dem Körper sind und somit die Untersuchungergebnisse nicht verfälscht werden.
Kurz nach dem injizieren der Stimulanz konnten mein Sohn und ich bei Kimani wieder diese Atemproblematik beobachten. Beim einatmen hob sich ihr Brustkorb in mehreren Schritten so ca. 3-4 mal. Das Ausatmen war völlig normal.
Während der Wartezeit zwischen den Blutentnahmen habe ich noch ein Abdomenultraschall durchführen lassen, damit auch wirklich alles ausgeschlossen werden kann, auch dieser war unauffällig.
Am Donnerstag den 05.07.2012, also 13 Tage nach dem Zusammenbruch hatte ich die Diagnose.
In der Zwischenzeit hat Kimani permanent an Gewicht verloren und auch alle allergischen Reaktionen waren teilweise so schlimm, dass ich an manchen Tagen ihrem Leid ein Ende setzen wollte.

Kimani hat einen untypischen oder subklinischen Morbus Addison. MA ist schon selten, ein subklinischer noch seltener.

Diagnostik und Therapie

Bei einem subklinischen Morbus Addison muss man alle anderen Krankheiten ausschließen um eine gesicherte Diagnose zu bekommen. Denn andere Krankheiten können ähnliche Symptome haben. Zudem sollte immer ein ACTH-Stimulationstest durchgeführt werden.
Die Diagnostik ist nicht billig (ca. 800 €), bei mir war es meine komplette Rente.
Jetzt bekommt sie Täglich 2x ein Fludrokortison (Astonin H/Florinef), sowie Prednisolon.
Diese Therapie ist nicht günstig, aber sie hilft und eine Verbesserung stellt sich sehr schnell ein.
Direkt einen Tag nach der ersten Medgabe, hatte ich einen anderen Hund an meiner Seite. Sie leckt nicht mehr, bzw. lässt sich bevor es eskaliert davon abhalten. Sie ist wacher, sie macht keine Übersprungshandlungen mehr, sie hat keine Zitteranfälle, ihre Augen sind klarer und aufmerksamer
Weiterhin wurde Kimani mit Pferd und Kartoffel gefüttert, bis sich ihr Zustand stabilisiert hatte. Jetzt bekommt sie getreidefreies Trockenfutter.
Inzwischen lebt Kimani seit 3 Jahren mit dieser Krankheit. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass sie vor knapp 6 Jahren, bedingt durch die Pyometra, an MA erkrankt ist.

 

 

Resumee

Man sollte sich immer bei seinem Tierarzt sicher sein und diesem Vertrauen können, hat man bei bestimmten Behandlungen bedenken, rate ich jedem sich einen Zweitmeinung einzuholen. Diese sollte man ruhig bei einem Facharzt einholen.
Das ist wie in der Humanmedizin, man geht ja auch nicht zum Hautarzt, wenn man unter Zahnschmerzen leidet.