Glen’s Geschichte

 

Geboren wurde Glen 07.2014 als schwerster Welpe eines 9-er Wurfes. Sein Geburtsgewicht lag bei 491 Gramm. Glen ist auch als erwachsener Hund mit 63 cm der größte Hund aus diesem Wurf geblieben.

Als Welpe war er mittel-lebhaft, vom Habitus aber unauffällig.

Anfang September 2014 haben wir Glen in unseren Haushalt übernommen. Der Hund war ernährungsmäßig sowohl an BARF, Dosenfutter und an Trockenfutter adaptiert. Bei uns erhielt er zunächst die üblicher Fütterung in drei Mahlzeiten: Morgens und mittags qualitativ hochwertiges Dosenfutter, abends erhielt er eine BARF-Mahlzeit. Bereits im Alter von < 20 Wochen hat er aber die Mittagsmahlzeit konsequent verschmäht, so dass diese dritte Ration auf zwei Hauptmahlzeiten (morgens /abends) aufgeteilt wurde. Allerdings hat er diese Portionen selten aufgefuttert.

Ab etwa sechs Monaten wurde er zunehmend mäkeliger mit dem Futter.

Zunächst lehnte er das Dosenfutter (alle Sorten) konsequent ab.

Dann hat er den Gemüseanteil aus dem BARF-Futter aussortiert.

Als nächstes hat er auch bestimmte Fleischsorten (Lamm, Geflügel, Pferd) nicht mehr angenommen. Somit lebte er von grünem Pansen/Blättermagen, Rindfleisch und einer Mischung von verschiedenen Fleischanteilen sowie Leber(gebraten). Er hat sich niemals für menschliches Essen interessiert, Glen ist der erste Hund, den ich kenne, der keine Leberwurst oder Fleischwurst mochte!

In einem nächsten Schritt (im Alter von etwa einem Jahr) hat er das Futter manchmal tageweise komplett verweigert (bis zu 3 Tage), um dann am Folgetag mehrere größere Portionen zu futtern („All-you-can-eat-Tag“). Da der Hund aber keine offensichtlichen Mangelerscheinungen zeigte wurde ich von der damals behandelnden Tierärztin getröstet, dass es solche Hunde mit einem „urwüchsigen/wolfsähnlichen Futterverhalten“ gäbe…

In der Rückschau muss ich sagen, dass Glen sich irgendwie großgehungert hat.

Diese mäkelige Futteraufnahme hat er nicht mehr abgelegt, in ungewöhnlichen oder stressigen Situationen wie z.B. Ortswechsel im Urlaub hat er grundsätzlich erst einmal tagelang nichts bis wenig gefressen.

Das Trinkverhalten war m.E. normal und lag bei rund 500-1000ml /Tag- je nach Witterung. Allerdings war auffällig, dass er auch bei Besuchen in ortsfremder Umgebung(z.B. Besuchen bei Freunden) so gut wie nichts getrunken hat und die Flüssigkeit erst wieder Zuhause genommen hat.

Glen ist wärmeempfindlich,- an heißen Sommertagen benötigt er immer einen kühlen Platz.

All diese Erscheinungen habe ich der Tierärztin mitgeteilt, die es aber eher als „Sensibelchen“ erklärte. Eine internistische Abklärung erfolgte nicht, sie wurde für überflüssig erachtet, da der Hund optisch und physisch als bei guter Konditioniert erschien.

Im Laufe der Zeit habe ich mich also an das mäkelige Futterverhalten gewöhnt und die Tatsache, dass er ein, zwei Tage nichts fraß, um dann am dritten Tag umso mehr zu nehmen.

In den bisherigen drei Jahren seines Lebens hat Glen niemals einen fieberhaften Infekt gehabt, die Tage mit Diarrhoe oder durchfallähnlichem Kotabsatz waren überschaubar(in der Summe vielleicht maximal 3-5mal und nie länger als ein, zwei Tage). Auch sonstige Erkrankungen hat es nicht gegeben, die Kondition war hoch und der Hund machte einen gesunden, vitalen Eindruck. Regelmäßige Kotproben zeigten keinen Hinweis auf Parasiten. Er wurde regelmäßig der Tierärztin vorgestellt, von der er auch untersucht und geimpft wurde. Lediglich die Bildung von Zahnstein (gelblich-gräuliche Beläge) war erheblich, so dass hier regelmäßige Interventionen notwendig waren. Ansonsten war er aber stets unauffällig.

Im November 2016 hat Glen die Zulassung zum Deckrüden (Elo®) bestanden,- auch hierzu wurde er eingehend untersucht, samt Blutbild und allem,was zu einer internistischen Untersuchung dazu gehört,- ohne Befund! Vom Habitus war er als erwachsener Hund sehr souverän und zeigt keinerlei Dominanzverhalten.

 

Bis zu Anfang Juli 2017 ist Glen also mit Krankheiten nicht in Erscheinung getreten.

Dann hatte er allerdings erstmals eine heftige, mehrtätige Diarrhoe, die eine tierärztliche Intervention erforderlich machte, da sie diätetisch alleine nicht behandelbar war. Die Erkrankung selbst verlief fieberfrei, so dass eine Kotprobe genommen wurde. Laut Tierarzt (Vertretungsarzt der Haustierärztin) hatte er einen hohen parasitären Befall, jedoch keine Giardien (ich konnte das nicht glauben und habe auch keine „Würmer“ erkennen können).

Medikamentös erhielt er

                                               3,4 ml Buscopan

                                               2 ml Synolux

                                               3,4 ml Dexamethason als Einmalgabe

                                               60 ml Canicur Pro

Aufgrund der Medikamente besserte sich sein Zustand rasch und so wurde er ab dem 17.07. zunächst mit Panacur entwurmt und am 18./19.08. nochmals mit Milbenmax behandelt.

 

Ende Juli 2017 hatte Glen dann erstmals einen starken Husten, der auch von erhöhter Temperatur begleitet war.

Der erneute Tierarztbesuch ergab als Diagnose „infektiöser Husten“. Er erhielt abermals drei Injektionen:

                                               2 ml Synulox

                                               3,5 ml Hexadreson

                                               3,5 ml Vetalgin

Für weitere 7 Tage habe ich dann noch Clavaseptin 500mg zweimal täglich verabreicht. Der Husten klang nach etwa 10 Tagen ab, bis heute hatte er keine Beschwerden mehr.

 

Im August 2017 gab es keine Auffälligkeiten zu berichten, der Hund erschien gesund wie eh und je (mit dem bereits bekannten Futterverhalten).

 

Am 12/13. September 2017 war ich auf einer Dienstreise, der Hund war mit meinem Mann zuhause geblieben. Bei meiner Rückkehr am Abend des 13. September stellte ich Fieber bei Glen fest. Um 19:00 Uhr hatte er 39,6° Temperatur, während der Nacht habe ich auch 39,8° gemessen. Am 14.09. war das Fieber morgens aber rückläufig, mittags war er fieberfrei. Er hat gefressen und auch getrunken und erschien körperlich unauffällig. Die Vitalwerte waren ohne Befund, so dass ich mich entschied, erstmal nicht den Tierarzt aufzusuchen.

Am 15.09. zeigte er Mattigkeit und Fressunlust bei normalem Trinkverhalten, war aber fieberfrei, so dass ich eher an einen banalen Infekt glaubte und ihn geschont habe.

Am 16.09. zeigte er ein analoges Bild zum Vortag, die Körpertemperatur lag bei 38,1 °. Ich habe ihn weiter geschont und beobachtet.

Im Verlauf der Nacht zum 17.09. wurde er dann zunehmend apathischer bis hin zu einer geistigen Abwesenheit in den frühen Morgenstunden, weswegen ich ihn umgehend notfallmäßig in einer Tierarztpraxis vorgestellt habe. Dort wurde umgehend ein Blutprofil erstellt, welches neben einem optisch „dicken“, zäh fließenden Blut bei Abnahme einen Kreatininwert von 316 und einen Harnstoffwert von 24,6 ergab. Die Körpertemperatur war auf < 38° abgesunken, der Hund hatte kalte Pfoten. Da ich wusste, dass nahezu zeitgleich in unserem Wohnort ein anderer Hund mit einer akuten Vergiftung in einer Tierklinik stationär behandelt wurde sind wir zunächst von der Möglichkeit ausgegangen, dass Glen sich ebenfalls potentiell mit einem Nierentoxin vergiftet haben könnte.

 

Als Initialbehandlung leitete der Tierarzt eine Infusionstherapie mit Ringerlösung, NaCl-Lösung und Medikamenten (kein Cortison!) ein. Weitere Infusionen habe ich abends zuhause selber noch angelegt. Als Antibiose erhielt er Marbocyl injiziert. Glen war weiterhin schlapp, aber deutlich besser bei Bewusstsein und hatte abends auch wieder etwas Appetit(kleine Menge).

Ab 18.09. wurde die Infusionstherapie über mehrere Tage fortgesetzt, dennoch zeigte sich immer noch ein Natriumdefizit und Kaliumüberschuss im Blutbild. Der Urin war weitestgehend unauffällig, bis auf das niedrige spezifische Gewicht. Das Futter- und Trinkverhalten war äußerst schlecht, Glen hat in der Zeit rund vier Kilo an Gewicht verloren und wir haben ihm tagelang zwangsweise Flüssigkeit oral zuführen müssen. An Versuche, die Infusionen abzusetzen war gar nicht zu denken,- dann wäre der Hund gestorben. Der Kreatininwert und Harnstoffwert besserte sich unter der Infusionstherapie, verschlechterte sich aber wieder, sobald die Infusionsgaben geringer wurden.

Ab 22.09. zeigte sich wieder latentes Fieber im Tagesverlauf (38,6° bis zu 39,6° in der Nacht).

Die Infusionstherapie wurde intensiviert, ab 25.09. wurde Marbocyl durch Synolux ersetzt. Zwischenzeitlich konnte ich klären, dass der andere Hund sich an Schokolade (Mon Cherie) vergiftet hatte. Somit war die Vergiftungstheorie obsolet geworden und der Tierarzt ging von einem akuten Nierenversagen aus.

Wegen der weiteren Verschlechterung des Allgemeinzustandes entschloss ich mich, ihm im Rahmen einer Ultima ratio Glen in die Tierklinik nach Gießen zu bringen. Dort leitete man direkt wieder eine Infusionstherapie ein und begann mittels mitgebrachter Blutbefunde mit der Diagnostik. In Gießen bin ich auch auf die Möglichkeit des Hypoadrenokortizismus hingewiesen worden. In der Nacht vom 28./29.09. verschlechterte sich Glen’s Zustand nochmals und ich wurde telefonisch darauf vorbereitet, dass er vielleicht versterben würde.

Aber ich muss sagen,- dort haben die Tierärzte ganze Arbeit geleistet:

Sie hatten ihn noch in der Nacht auf primären typischen Morbus Addison diagnostiziert und die Behandlung umgehend eingeleitet.

Zu meinem Erstaunen erklärte man mir am Nachmittag des 29.09.,dass Glen am spontan selbst Futter und Wasser aufgenommen habe, was er auch bei sich behielt. Das Fieber war ebenfalls nicht mehr vorhanden und er war wach und ansprechbar. Am 29.09. erhielt er nochmals Infusionen, dazu 25 mg Prednisolon oral und Astonin H.

Am 06.10. durfte Glen nach Hause zurück. Er war eingestellt auf das Prednisolon (mit 5 mg morgens) und Astonin H (0,4mg-0-0,4mg).

Die Infusionstherapie war eingestellt worden, da der Hund vollständig re-hydriert war und selbständig wieder Futter und Wasser zu sich nahm. Man hatte ihm den gesamten Bauch kahlgeschoren, um eine optische Begutachtung der Nebennieren vornehmen zu können. Diese sind unter 4 mm groß,- normal wären 3 cm gewesen.

 

 

Der Tierarzt meines Vertrauens ist dann bis Ende des Monats im Urlaub gewesen, so dass ich ein wenig auf mich selbst gestellt war…- und hierbei habe ich sicherlich einige schlimme Fehler gemacht, weil ich es nicht besser wusste!

Am 14./15.10. wurde Glen bradykard,- (die Blutanalyse vom 16.10. ergab einen Kaliumwert am unteren Normbereich), also habe ich die Dosis des Astonin H auf die Dosis zurück gefahren, die die Expertin, Frau Prof. Claudia Reusch als Erhaltungsdosis angibt.

Dafür habe ich 0,02 x 30kg Gewicht, - also 3 Tabl- morgens und abends angenommen. Das fehlende Glukocortikoid aus der fehlenden Astonin-Tablette habe ich nicht ersetzt.

Leider musste ich ab dem 16.10. aber auch die Prednisolongabe erhöhen (auf 10 mg), da Glen (infolge des Einzugs des Hundewelpen Till, der inzwischen leider auch ein primärer typischer Addisonianer ist) wieder futtermäkeliger wurde und Stresszeichen zeigte.

Als nächstes habe ich den Fehler gemacht, das Prednisolon zu schnell wieder herunter regulieren und ganz ausschleichen zu wollen, was fast wieder in den Crash geführt hat.

 

Am 17.10.2017 habe ich erstmals die Webseite Addisonhun.de gefunden und mich (als bis dahin konsequente Facebook-Verweigerin) umgehend mit Claudia Oschmann in Verbindung gesetzt, die mich dann (nachdem mein Sohn mir den Account angelegt hat J) in die Facebookgruppe hinein gelassen hat. Und da hatte ich dann erstmals Gelegenheit, ein bisschen was zu Morbus Addison beim Hund zu erfahren.

Dennoch: am Wochenende 11. / 12./ 13. 11. wurde Glen wieder auffällig, indem er erneut nicht gefressen hat, viel herum lag und Sonntag dann auch mehrmals erbrochen hat. Die Vitalwertemessung ergab erneut eine Bradykardie (ca 52- 60 Schläge /min, nicht besonders kräftig und leicht arrhythmisch), blasse Schleimhäute und mäßige Temperatur (38,1°). Da ich vermutete, dass die Gabe von Astonin H zu hoch war und das Kalium erneut abgesackt ist habe ich zunächst um ½ Tabl. morgens und abends reduziert, ab Montag nochmals um je ½ Tablette. Unter der Reduktion sind die Vitalwerte wieder besser geworden und Glen erschien etwas lebhafter.

Am 15.11. 2017 erneut Erbrechen, wieder war das Kalium zu niedrig. Mit dem Tierarzt meines Vertrauens haben wir dann entschieden, Glen auf Zycortal® einzustellen.

 

Im April 2018 hat sich bei Glen noch eine Baustelle offenbart: er leidet auch noch an einer IBD,- eine weitere autoimmunen Erkrankung. Hierzu musste er im Mai nach Gastroskopie mit Pathologie- und Histologiebefund erneut hochdosiert mit Antibiotika und Prednisolon therapiert werden, um die Entzündungsherde in Dünn- und Dickdarm zu bekämpfen. Das hat uns nochmals ein Stück zurück geworfen.

 

Ich habe mit meinem neuen Tierarzt sehr viel Glück, - er lässt sich auf meine Vorschläge ein, hat sich selbst auch zu den Erkrankungen fortgebildet und gemeinsam sind wir ein Top-Team beim Krankheitsmanagement meiner beiden Hunde.

Mit Stand heute muss ich sagen, dass es viele Veränderungen im Leben von Glen und mir gegeben hat, viele Auf’s und Ab’s haben das vergangene Jahr dominiert. Glen hat stark zugenommen, sein ehemals schönes Fell ist ganz scheußlich geworden und lange Zeit dachte ich, dass es nicht mehr der Hund ist, den ich vorher hatte. Einzig der Zahnstein hat sich sehr verbessert und ist nahezu verschwunden! Aber ich bin guter Hoffnung, dass sich sein Status noch weiter verbessert. Die Haare sprießen wieder und die Lebendigkeit kehrt zurück in den Hund.

 

Glen ist jetzt seit einem Jahr krank, aber so langsam kehrt sein altes Wesen wieder zurück. Er ist vital, läuft gerne mit mir durch Wald und Feld und segelt mit uns im Ijsselmeer. Er hat sich gut mit Till arrangiert,- meine zwei Helden sind zwar meine Sorgenkinder, aber sie sind inzwischen beide auf einem guten Weg in ein normales Leben.

 

September 2018